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ErFahrungsbericht ave MH7
Gefallen hat mir das Ding auf den ersten Blick. Aber wie fährt sich so ein 20zöller? Halbfaltrad? Genau genommen gar kein Faltrad, denn der Rahmen ist ungeteilt. Aber dank der kleinen Laufräder, der tief versenkbaren Sattelstütze und des klappbaren Lenkers kommt der attraktive Cityflitzer mit Bosch Antrieb auf ein erstaunliches Packmaß. Dicker Pluspunkt für Benutzer öffentlicher Verkehrsmittel oder Besitzer vernünftiger Kleinwagen.
Schon die ersten Meter im Stadtverkehr überraschen: Das Ding ‚kippelt‘ kaum, hat für seine 20“ Bereifung einen guten Geradeauslauf und ein schnell beherrschbares Kurvenverhalten. Das Shimano SLX Schaltwerk und die guten hydraulischen Tektro Scheibenbremsen lassen keine Wünsche offen. Spontane Aussage: Das Ding ist auch für Touren geeignet. Aussagen ist eines, ausprobieren etwas anderes. Also das sonnige Wetter des ersten Oktoberwochenendes nutzen!
Da ich wissen will, ob und ggf. wie die Reichweite des Bosch Antriebs in unterschiedlichen Fahrradkonzepten variiert, fahre ich die Teststrecke wieder unverändert in Stufe ECO 3. Von Vaihingen aus mit einem Schwenk am Leinfeldener Waldfriedhof vorbei nach Musberg. Fast alles asphaltiert. Nach den ersten Kilometern schon fährt sich das Rad beinahe wie jedes andere auch. Gefällt mir. Antrieb sowieso; der Bosch Motor arbeitet gewohnt unauffällig, aber wirkungsvoll. (Eine Bekannte aus Bayern hat das mal schön formuliert: Der schleicht sich ein und schleicht sich aus …). Hinter Musberg geht’s auf unbefestigten Wegen durch den Wald. Auch im 20“ Format kein Problem für den Big Apple von Schwalbe. Gute Dämpfung. Erst auf einem steilen Anstieg mit grobem Schotter sind die Grenzen erreicht. Hier wäre definitiv ein MTB gefragt. Praktisch alle der in Baden-Württemberg für den Fahrradverkehr zugelassenen Waldwege (mind. 2M Breite) packt das kleine AVE allerdings problemlos. Zumindest bergauf. Bei schneller Fahrt bergab auf schlechten Wegen sind 20“ Bereifung und die entsprechende Rahmengeometrie überfordert. Da ist schon ein gewisses Fahrkönnen erforderlich.
Nach gut zwei Stunden mache ich Pause im Katzenbacher Hof, schaue im milden Herbstlicht versonnen auf das kleine Kraftpaket und weiß plötzlich, dass ich mich in den knuddeligen Allrounder total verliebt habe. Und staune. Nach dreißig Jahren im Rennradsattel zeigt mir das AVE auf seine Art die Philosophie des Fahrradfahrens: flink und wendig gepaart mit Biss und Ausdauer.
Ach so, fast hätte ich ihn vergessen: den Bosch Antrieb! (Weil er so perfekt arbeitet, kann man ihn aber auch leicht vergessen!). Wieder hat sich gezeigt, dass der Antrieb bei flüssiger Trittfrequenz und damit zusammenhängender fleißiger Schalttätigkeit optimal und sparsam arbeitet. Gefahrene Kilometer im Test: 38. Restreichweitenanzeige: 41. Im Vergleich zum Victoria Le Mans also eine höhere Reichweite, die aber darauf zurück zu führen ist, dass weniger Höhenmeter bewältigt wurden. Letztlich also eine schöne Bestätigung der realistischen Reichweite von ca. 70 km in Stufe ECO 3.
Einschränkung:
Mit mir zusammen ist meine Partnerin auf einem ebenfalls Bosch angetriebenen Rad mit Nabenschaltung gefahren. Allerdings in der offenen Version, also mit 50 Nm. Das Rad war zwar um ca. 5 Kg schwerer, da aber die Fahrerin mind. 10 Kg leichter ist als ich, war das zu bewegende Systemgewicht durchaus vergleichbar. Trotzdem war ihr Stromverbrauch höher. Die Restreichweitenanzeige differierte am Ende der Tour um 14 Km. Die angezeigte Fahrtstrecke war identisch, der Luftdruck in beiden Rädern korrekt. Auch wenn man weitere Faktoren berücksichtigt, die Einfluss auf die Reichweite haben (Trittkraft, Trittfrequenz), bleibt doch eine gewisse Differenz, die ich vor allem auf den besseren Wirkungsgrad der Kettenschaltung zurück führe.
Ulrich Weckler
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